Primärmultiplex-Anschluss

Der Primärmultiplexanschluss, auch Primary Rate Interface (PRI) genannt, definiert einen ISDN-Anschluss mit einer hohen Anzahl an Nutzkanälen. Er wird häufig verwendet, um Telefonanlagen von Unternehmen mit dem ISDN-Netz zu verbinden, da er im Gegensatz zu einem ISDN-Basisanschluss wesentlich mehr parallele Gespräche ermöglicht.

Die Kanalstruktur des E1-Primärmultiplexanschlusses

In Europa wird in der Regel der E1-Primärmultiplexanschluss von Telekommunikationsanbietern bereitgestellt. Er besitzt eine Bruttodatenübertragungsrate von 2,048 Megabit pro Sekunde und ist in 32 Kanäle mit jeweils 64 Kilobit pro Sekunde aufgeteilt. Von diesen 32 Kanälen sind 30 Kanäle sogenannte B-Kanäle, die als Nutzkanäle zur Verfügung stehen. Die Datenübertragungsrate aller Nutzkanäle zusammen beträgt 1920 Kilobit pro Sekunde. Die zwei verbleibenden Kanäle teilen sich in einen 64 Kilobit pro Sekunde Signalisierungskanal (D-Kanal) und einen 64 Kilobit pro Sekunde Synchronisationskanal auf.

Die Schnittstelle des Primärmultiplexanschlusses

Als Leitungsschnittstelle zwischen der Telefonanlage und dem Netz kommt meist die elektrische S2M-Schnittstelle zum Einsatz. Sie lässt sich in Übertragungsrichtung auf Basis einer Doppelader oder einer Koaxialleitung realisieren. Richtung Endgeräte sind in der Regel zwei Doppeladern mit Schirm vorgesehen. Da für die Leitungscodierung ein ternärer HDB3-Code mit drei elektrischen Zuständen verwendet wird, erreicht die Datenübertragungsrate trotz einer Bandbreite von nur einem Megahertz 2048 Kilobit pro Sekunde.

Der Primärmultiplexanschluss und die Rufnummernvergabe

Der Primärmultiplexanschluss wird als Anlagenanschluss mit einem Rufnummernblock bereitgestellt. Dieser beinhaltet eine Hauptrufnummer und einen Rufnummernblock für die Durchwahlen. Endgeräte sind dadurch direkt anzuwählen. Die Aufgabe die Durchwahlnummern den Endgeräten zuzuordnen übernimmt die Telefonanlage. Neben einem Rufnummernblock mit bis zu 99 Nummern ist es möglich, einen dreistelligen Rufnummernblock über den Provider und die Bundesnetzagentur zu beantragen.

Der Primärmultiplexanschluss und die Voice-over-IP-Telefonie

Durch die flächendeckende Einführung der VoIP-Telefonie verliert der Primärmultiplexanschluss mehr und mehr an Bedeutung. IP-Telefonanlagen lassen sich prinzipiell über beliebige Internetanschlüsse betreiben. Die Zahl der maximal parallel führbaren Gespräche ist von der Bandbreite und der Qualität der Internetverbindung abhängig.